Martinskirche
Im 13. Jahrhundert wurde die Martinskirche erbaut, die vom "Städtle", gleich beim Heilbronner Tor, herübergrüßt. Während der Sommerzeit ist die Kirche von Montag bis Freitag zwischen 10 und 18 Uhr geöffnet.
Video der Martinskirche außen und innen mit Glockenläuten
Geschichte der Martinskirche in Lauffen am Neckar
Ums Jahr 1200 gründen die Grafen von Lauffen auf dem Bergrücken an der rechten Neckarseite die Stadt Lauffen. 1234 wird sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Diese Stadt erhält im 13. Jahrhundert auch eine Kapelle, die dem heiligen Nikolaus geweiht wird. In Lauffen führt nämlich die Handelsstraße von Heilbronn nach Stuttgart über den Neckar. So konnte man in der Nikolauskapelle den Schutzheiligen aller Reisenden, besonders der Schiffer, Flößer und Kaufleute, um Schutz und Hilfe bei der Überquerung des Neckars mit der Fähre oder durch die Furt bitten. Wie erfolgreich diese Strategie war, zeigt, dass schon 100 Jahre später Grundstücke und Häuser von den Einnahmen der Nikolauspfründe gekauft werden können.
Nach der Reformation verliert die Nikolauskapelle an Bedeutung. Sie wird kaum noch zu gottesdienstlichen Zwecken genutzt. Der Name des Schutzpatrons gerät in Vergessenheit. Er ist nur noch in einer Glockeninschrift erhalten, die niemand mehr beachtet.
Anfang des 19. Jahrhunderts wird dann das Dokument entdeckt, das um 700 eine Martinskirche in Lauffen erwähnt. Der damalige Stadtpfarrer nimmt an, damit sei die Kirche im Städtle gemeint, deren Namen niemand mehr weiß. Und so bekommt die ehemalige Nikolauskapelle ihren neuen Namen: Martinskirche. Der Irrtum, dass die Martinskirche im Städtle die alte Kirche aus dem Jahr 700 sei, taucht leider noch im letzten Jahrhundert immer wieder in verschiedenen Veröffentlichungen auf.
In den napoleonischen Kriegen dient die heruntergekommene Kapelle als Waffenlager, später als Lagerstätte für Heu und Holz für die Bauern im eng bebauten „Städtle“.
1881 gibt es Forderungen, das Kirchenschiff in eine Turnhalle für den neu gegründeten Turnverein umzuwandeln. Daraufhin wird die Kirche mit Hilfe von nach Amerika ausgewanderten Lauffenern gründlich renoviert und wieder als Gottesdienstraum in Gebrauch genommen.
Gegen Ende des 2. Weltkriegs wird sie schwer beschädigt und 1948 durch Bischof Theophil Wurm wieder eingeweiht. Eine gründliche Innenrenovierung wird 1977/78 vorgenommen.
Dabei werden auch die mittelalterlichen Fresken im Chorraum, die bei der Renovierung 1883/84 schwer beschädigt wurden, so weit wie möglich wieder hergestellt.
Diese zeigen ungewöhnliche Szenen, aus dem Leben des Nikolaus: Einmal erscheint Nikolaus dem Kaiser Konstantin in der Nacht und verlangt von ihm die Freisprechung von drei zum Tod verurteilten Offizieren, die dann am Leben bleiben. Auf einem anderen Fresko rettet der Heilige Seeleute aus schwerer Seenot. Und das dritte Bild zeigt Nikolaus auf dem Totenbett. Kunstvoll gemalt sind auch die 12 Apostel an der Südseite des Chores.
An der Decke befinden sich die Reste der vier Evangelistensymbole. Vollständig erhalten sind der geflügelte Stier des Evangelisten Lukas und der geflügelte Löwe des Evangelisten Markus. Beide Symbole bestechen durch ungewöhnliche Darstellungen.
An der Decke ist der Rest einer Mandorla erkennbar: Christus als Herr der Welt blickt segnend auf die Menschen herab, die in die Kirche kommen.
Die Martinskirche ist eine kleine heimelige Kirche, die sich durch ihre Akustik bestens für Kammer- oder Solokonzerte eignet. Eine lange Tradition haben auch die Christmette am Heiligen Abend um 24 Uhr, die der Lauffener Kirchenchor mit Weihnachtsliedern gestaltet und das Martinskirchenfest, bei dem sich die Bewohner des Städtle an einem Samstag im Sommer nach einem Abendgottesdienst vor der Martinskirche treffen.
Text: Gerhard Kuppler; Fotos: Markus Berroth (Quelle: Kirchen im evangelischen Kirchenbezirk Besigheim)
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