Regiswindiskirche
Schon von weither sichtbar ist das Wahrzeichen von Lauffen,
unsere altehrwürdige Regiswindiskirche auf dem Felsen hoch über dem Neckar.
Um 700 wurde die erste Kirche an dieser Stelle erbaut.
Sie war aus Holz und trug den Namen des heiligen Martin.
Die heutige Kirche ist der vierte Bau an dieser Stelle.
Sie trägt ihren Namen nach der heiligen Regiswindis,
deren Geschichte in Bildtafeln im Chor der Kirche festgehalten ist.
Der Grundstein zu unserer heutigen Kirche wurde im Jahr 1227 gelegt.
Der Turm bis zum Hahn hat eine Höhe von 54m.
Geschichte der Regiswindiskirche
Die erste Kirche in Lauffen wird schon ums Jahr 700 erwähnt. Sie ist dem heiligen Martin geweiht und stand am selben Ort wie die heutige Regiswindiskirche auf dem Kirchberg an der linken Neckarseite. Diese Kirche ist Teil eines fränkischen Königshofes, einer befestigten Anlage, mit der die Franken die Herrschaft über die Alemannen sicherten.
Im Jahr 832 wird dieser Königshof an einen der mächtigsten Großen des fränkischen Reiches, den Grafen Ernst vom Nordgau (= Bayern) vergeben, einen Schwiegersohn von Kaiser Ludwig dem Frommen. Ums Jahr 840 wird dessen kleine Tochter Regiswindis ermordet. Rasch wird ihr Grab zu einer Art Wallfahrtsstätte und der zuständige Diözesanbischof Humbert von Würzburg (833 - 842) erlaubt schon wenig später die kultische Verehrung der Märtyrerin und errichtet einen Kirchenneubau. Diese Kirche ist jedoch, wie auch ein weiterer Neubau ums Jahr 1100, immer noch dem heiligen Martin geweiht. Im Laufe der Jahrhunderte ist die Wallfahrt zum Grab der Regiswindis so umfangreich geworden, dass man 1227 den Grundstein für eine große gotische Basilika legt. Von der Planung her ist also Lauffen wohl eine der ersten gotischen Kirchen in Deutschland. Im selben Jahr wird auch ein Steinsarkophag hergestellt, in den die Gebeine der heiligen Regiswindis gelegt werden, die man durch Gucklöcher betrachten kann. Etwa 100 Jahre später ist das Gebäude mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen fertig gestellt.
Im Chor befindet sich der Steinsarg der Regiswindis, der 1521 durch einen silbernen Schrein ersetzt wird. In der Reformation wird dann der größte Teil der Kirchenschätze eingezogen. Regiswindis aber, deren Legende auf fünf großen Tafeln dargestellt ist, die im Chor der Kirche hängen, bleibt in Lauffen unvergessen. Noch lange erhalten Lauffener Mädchen den Namen Regiswindis und am Regiswindis-Tag, dem 15. Juli, werden Knechte und Mägde eingestellt und ist die Pacht fällig.
1564 werden große Teile des Kirchenschiffs durch Blitzschlag zerstört. Der Wiederaufbau erfolgt als Hallenkirche. Die Seitenschiffe werden mit den zum Teil vom Brand geröteten Steinen erhöht. Dies ist an der Außenwand deutlich erkennbar. Ein Fenster an der Südseite stammt noch von der alten basilikalen Anlage. Innen wird die Kirche im ornamentalen Stil der Renaissance ausgeschmückt; diese Bemalung wird bei der letzten großen Renovierung 1957 wieder hergestellt.
Lauffen gehört zu den württembergischen Städten mit sehr alten kirchenmusikalischen Traditionen. Soweit die Kirchenbücher zurückgehen, wird schon immer am Sonntagmorgen ein Choral von den Bläserbalkonen des Kirchturms gespielt und gibt es schon immer so etwas wie einen Kirchenchor. 1480 wird die erste Orgel in die Regiswindiskirche eingebaut. Das Gehäuse der heutigen Chororgel mit einem schönen barocken Prospekt stammt aus dem Jahr 1701. Sie dient heute als Fernwerk, kann aber auch bei Gottesdiensten im Chor gespielt werden; ebenso wird sie als Begleitinstrument bei Kirchenkonzerten benutzt, die regelmäßig stattfinden. Die große Hauptorgel mit drei Manualen wird von 1969 - 1976 eingebaut.
Im Kirchgarten steht die Regiswindiskapelle, in der sich heute der Steinsarkophag von 1227 befindet. Diese war früher eine St. Anna-Kapelle, in der die Gebeine der Toten aufbewahrt wurden. Bemerkenswert sind auch die sechs Sonnenuhren aus verschiedenen Epochen an der West-, Süd und Ostseite der Kirche. Und im Kirchgarten steht eine große wunderschöne Kirchenlinde, die im Jahr 1817 nach den vorhergehenden Hungerjahren als Hungerlinde gepflanzt wurde.
Text: Pfarrer Gerhard Kuppler
Fotos: Markus Berroth, Innenaufnahme: Kurt Gramer
Literatur:„ Kleiner Kunstführer Kirchen in Lauffen am Neckar", Verlag Schnell & Steiner Otfried Kies:„ 750 Jahre Regiswindiskirche Lauffen am Neckar"
Altarraum der Regiswindiskirche.
Video der Regiswindiskirche mit Glockengeläut auf YouTube
Einen interessanten Artikel von Norbert Jung über unsere Kirchenglocken und deren Geschichte finden Sie hier!
Die Regiswindiskirche ist täglich von
8 - 17 Uhr am Nordportal für Besucher geöffnet. Wir bitten um Rücksichtnahme während unserer Veranstaltungen.
Mesnerin:
Irma Polster
Telefon: 0 71 33 / 96 46 26
Mehr zur Geschichte der Regiswindiskirche
Kaiser, Mord und Königskinder - Lesen Sie hier mehr zur Geschichte der Regiswindiskirche.
Kirchenrundgang
Kirchenbesucher finden hier einen Flyer für einen
historisch-baugeschichtlichen Rundgang durch und um die Kirche.
Kunstvolle Chorfenster
Seit 2008 schmücken neue Chorfenster der Künstlerin Angelika Weingardt unsere Kirche.
Mit diesen Fenstern wurde Frau Weingardt beim Kirchenbautag Künstlerin des Monats März 2011.
Glocken und Läutwerk
Im Glockenturm hängt ein vierstimmiges Geläute in der Schlagtonfolge dis' - fis'- gis' - ais'. Diese Glocken rufen zu Gottesdienst und Gebet, läuten bei freudigen Ereignissen
wie Geburten, Hochzeiten, Konfirmation und Taufen oder künden von der Bestattung eines Gemeindegliedes.
Orgel
Lauffen gehört zu den württembergischen Städten mit der ältesten Orgeltradition. Die erste Orgel wurde bereits 1480 gebaut.